Hefeteig-Brioche

Weichmacher & Co – möglicher Auslöser für Adipositas

Plastikfasten statt Kalorienzählen

Seit einiger Zeit stehen östrogenartig wirkende Umweltchemikalien unter großem Verdacht. Weichmacher, Bisphenol-A sowie Cholesterinsenker und einige Pestizide werden mit Geschlechtsveränderungen und Fruchtbarkeitsprobleme in der Tierzucht mitverantwortlich gemacht. Nun scheint auch ein Zusammengang mit Fettstoffwechselstörungen und starkem Übergewicht beim Menschen gefunden worden zu sein. Plastikfasten wäre ein guter Weg zur besseren Figur.

Die Chemikalie Bisphenol-A (BPA) kann vielfältig eingesetzt werden: ursprünglich als Ersatzstoff für Östrogen, später als Ausgangsstoff für viele synthetisch hergestellte Stoffe. Für die Herstellung von Polyester aber auch für verschiedene Plastikartikel wie Kunststoffe, Handyabdeckplatten, harte Plastikflaschen für Getränke (Polycarbonate). Auch in Friseur- und Kosmetikprodukte oder Klebstoffen kommt es zum Einsatz. BPA fungiert dabei als sog. „Antioxidans“. Das klingt harmlos, fast wie „Vitamin“, hat aber seine Schattenseiten. BPA ist chemisch gesehen ein Phenole und Phenole haben die Eigenschaft, Elektronen aufzunehmen oder „zwischenzulagern“ und so die Signalleitung zu verändern.

Was hat das mit mir zu tun?

Nun, die Signalleitung in unserem Körper ist ein mehrstufiger Prozess, auf deren Strecke einige „Schalter/Ampeln“ den Verkehr regeln. Stellen Sie sich mal den morgendlichen Straßenverkehr vor – es soll ja immer schnell gehen. Jetzt fällt eine Ampel aus oder blinkt einfach nur…….Stau (und hoffentlich kein Unfall). Auf unseren Körper übertragen bedeutet das, eine Ansammlung derartiger „Signalmodulatoren“, die aus Kunststoffen entweichen können, kann zu Zeitverzögerungen und Unstimmigkeiten im Stoffwechsel oder in der Gedächtnisleistung führen. Fruchtbarkeitsprobleme, Störungen im Zuckerstoffwechsel (Diabetes), Krebs (die metabolische Kommunikationsstörung schlechthin) wurden mit Bisphenol-A in Zusammenhang gebracht. Zudem finden sich in Plastikartikel auch noch Weichmacher wie Alkylphenole und Phthalate. Besonders bei alternden Kunststoffen oder wenn Wärme oder Fetthaltiges hinzu kommt, ist der Übergang aus der Packung auf Haut oder Lebensmittel erhöht. Laut einer Recherche von „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND) werden in Deutschland pro Jahr knapp eine halbe Million Bisphenol-A hergestellt. Weltweit sind es gar sechs Millionen Tonnen BPA. Auch wenn die Menge dieser Stoffe, die noch frei im Kunststoff enthalten oder sich aufgrund von Alterung herauslösen jeweils sehr klein sind, so trifft der Mensch doch immer wieder auf BPA & Co. Konservendosen-Innenbeschichtung, Innengummi in Deckel, CDs, Getränkeflaschen usw. Die Verbreitung und Aufnahme von BPD und von Weichmachern lässt sich inzwischen im Urin und Fettgewebe von Erwachsenen nachweisen. Schlimmer noch, diese Substanzen kumulieren dh. sie reichern sich im Körper an.

Studienergebnisse

In der NHANES-Studie aus den USA wurden zwischen 2003-2008 bei 2838 Teilnehmer (Alter 6 bis 19 Jahre) die BPA-Konzentration im Urin untersucht und diese mit Körpergewicht und Diätprotokol verglichen. Erhöhte BPA-Konzentrationen liesen sich bei stark Übergewichtigen (Adipositas) und Menschen mit koronaren Herzkrankheit finden. Die Ergebnisse zeigten eine mittlere BPA-Konzentration im Urin von 2,8 ng / ml. In der Gruppe mit den niedrigsten Urinwerten für BPA fanden sich mit 10,3% nur wenige stark Übergewichtige (Adipöse). Im den anderen Gruppen mit höheren BPA-Werten lag die Adipositasrate hingegen bei über 20%  – das Doppelte also.
In der Bisphenol-A-Studie wurden auch ethnische Einflussfaktoren auf das Übergewicht überprüft. Dabei stellte sich heraus, dass besonders für Weiße (P <0,001) eine signifikante Assoziationen zwischen BPA-Konzentrationen im Urin und der Fettleibigkeit besteht, nicht jedoch für Schwarze oder Hispanics.

Alltagsbedingungen

Aufschlussreich war auch folgendes Ergebnis zu Alltagsbedingungen von Kinder bzw. dem Rauchverhalten der Eltern. Denn, auch die indirekte Nikotinaufnahme lässt sich nachweisen, indem der Cotinin-Spiegel im Blut bestimmt wird. Kinder mit dem niedrigsten Serum-Cotinin-Spiegeln (<0,015 ng / ml) wiesen auch niedrige BPA-Konzentrationen im Urin auf. Bei starken Rauchern kamen demnach mehr Fertignahrungsmittel aus Dosen und Plastikpackungen auf den Tisch. Dies bedeutet im Umkehrschluss, je weniger die Eltern rauchten, desto besser war wohl die Versorgung der Kinder mit natürlichen Lebensmitteln. Auch Faktoren wie die Kalorienaufnahme und der Fernsehkonsum wurden daraufhin überprüft. Frage: „Mehr Fernsehen, mehr Snacktütchen, mehr BPA im Urin?“
Antwort: Nein, weder die Kalorienaufnahme selbst noch die Fernsehdauer waren nicht mit erhöhten BPA-Werten im Urin assoziiert. Nur für das Übergewicht und die Fettleibigkeit (Adipositas) selbst konnte eine signifikanter Zusammenhang zwischen einem Anstieg des aus Plastikprodukten u.ä. stammenden BPA und dem Gewichtsanstieg gefunden werden. Gegen gelegentliche Snacks aus Plastiktütchen wäre also nichts zu sagen, es ist eher die Summe aller Plastikkontakte, die zu hohen BPA-Werten führt und dann den Stoffwechsel beeinflusst.
Durch die Beschichtung von Thermopapier mit BPA, das für den Ausdruck von Kassenbons oder andere Messgeräten verwendet wird, kommt Frau und Mann also leicht mit Bisphenol A in Berührung. „Von der Hand zum Mund“ bekommt so für diejenigen, die nach dem Einkauf rasch noch etwas naschen, eine ganz andere Bedeutung. Anfang 2018 haben nun die großen Supermarktketten ihre Kassenbons auf Bisphenol-A-freie Alternativen umgestellt. Ab 2020 ist die Verwendung von BPA für die Beschichtung von Thermopapieren (Kassenbon-, Faxpapierrollen usw.) verboten.

Fazit:

Bisphenol-A (BPA) ist eine potentiell hormonell-wirksame Chemikalie, die auf den Cholesterin– und Energiestoffwechsel Einfluss nehmen kann. Als Schlussfolgerungen aus vielen Studien stehen Lebensmittel und Bedarfsgegenstände, aus denen Bisphenol A und Weichmacher entweichen, besonders bei Kindern und Jugendlichen als signifikante Auslöser für Adipositas (massives Übergewicht) unter starkem Verdacht. Ein möglicher Einfluss auf die Krebsentstehung ist ebenfalls gegegben. Doch die Gefahr ist noch lange nicht gebannt.

Als sofortige Handlungsalternative schlägt der BUND einen möglichst plastikfreien Lebensstil vor. „#Plastikfasten“ schlage ich auch meinen übergewichtigen Klienten vor und habe als Beispiel dazu heute ein schönes neues Rezept eingestellt: Brioche bzw. Gugelhupf – leicht herzustellen, ohne Plastikverpackung gut haltbar, täglich ein kleines Stück oder geteilt mit Freunden, auch während einer Reduktionsdiät gut möglich. Es gibt praktische Deckel aus Biokunststoff (bald auch aus Kautschuk) für den Kaffee-to-go mit eigener Tasse, schöne wiederverschließbare Glasdosen und leichte Birkenholzspanschachteln für die Büromahlzeiten. Überprüfen Sie also künftig nicht mehr die Kalorien, sondern versuchen Sie einfach mal ohne Plastik auszukommen.

Literatur:
1) Association Between Urinary Bisphenol A Concentration and Obesity Prevalence in Children and Adolescents, Leonardo Trasande, MD, MPP; Teresa M. Attina, MD, PhD, MPH; Jan Blustein, MD, PhD, JAMA. 2012;308(11):1113-1121. doi:10.1001/2012.jama.11461
2) Bisphenol A Warum der Kontakt mit Kassenbons so gefährlich ist, Autor: Peter Carstens, GEO 10.02.2018, abgerufen am 10.03.18
3) Bisphenol A Data in NHANES Suggest Longer than Expected Half-Life, Substantial Nonfood Exposure, or Both. Richard W. Stahlhut, Wade V. Welshons, Shanna H. Swan, Environ Health Perspect; DOI:10.1289/ehp.0800376