24 Sep Unterzuckerung – ich werd‘ gleich schwach…
Kennen Sie das: den ganzen Tag am Schreibtisch und dann, Kopfschmerz, dumeliges Gefühl, zittrige Hände, Übelkeit oder gar Übellaunigkeit? Eine Unterzuckerung könnte die Ursache sein. Medizinisch gesehen tritt jedoch ein Blutzuckermangel (Hypoglykämie) nur bei zu hohem Insulinspiegel auf – also bei Diabetiker Typ I, wenn zu viel Insulin gespritzt oder im Verhältnis zu wenig gegessen wurde, ebenso wie bei Typ II Diabetiker, wenn eine Insulinresistenz besteht und zu viel Insulin ausschüttet wurde.
Eine Gegenmaßnahme wäre -> Bewegung! Das scheint zunächst verwunderlich, denn Bewegung verbraucht doch Energie, also auch Blutzucker. Doch tatsächlich funktioniert unser Energiehaushalt nur, wenn eine gute Mischung an verschiedenen Energiebausteinen vorhanden ist. Diese sind im Blut nur übergangsweise vorhanden, so wie der Lastwagen mit den Bananenkisten (o.ä.). Alles was wir essen oder gegessen haben, vor Stunden, ist in einem Zwischenlager und dort kommt es umso besser wieder raus, wenn sich die Zellmembran gedehnt wird. Dann können die Zuckermoleküle im Blut dort hin transportiert werden, wo sie gerade benötigt werden z.B. zu den grauen Zellen im Gehirn oder in die roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff transportieren. Zudem entstehen durch Bewegung in der Zellmembran neue Rezeptoren für den Einstrom von Zucker. Dehnen und strecken ist also angesagt, ob im Büroalltag oder zu Hause in der Küche, im Badezimmer – shake your body.
Die ganze Hypoglykämiediskussion ist ein großes Hemmnis für Bewegung – wie oft muss ich gegen dieses Angstschema bei Patienten angehen. Es ist ja auch zunächst unlogisch, dass Bewegung den Blutzucker anheben kann, obwohl doch auch Zucker und Energie verbraucht wird. Doch die Evolution wollte wohl, dass der Mensch raus geht aus seiner Höhle, ab ins Freie, oder zumindest mit Musik im Blut den Hausputz macht und nicht nur die Finger auf der Tastatur bewegt. Bei Stoffwechselgesunden beginnen bei Werten unter ca. 60 mg/dl nämlich schon erste Kompensationsmechanismen, die einen weniger werdenden Blutzuckerspiegel wieder in den Normalbereich heben. Dabei arbeiten im Sitzen nur die Leber (Glukoneogenese), bei Bewegung Leber und Muskel (Glukoneogenese und Glykogenolyse) und Fettgewebe (Freisetzung von Fettsäuren) zusammen. Alles im Fluss also – daher immer schön beweglich und locker bleiben..