Oligosaccharidintoleranz – neue Krankheit oder Fehldiagnose?

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Ein Blähbauch ist nicht nur lästig, sondern oft auch schmerzhaft. Eine Überdiagnostizierung oder Fehldiagnose macht das Problem jedoch nicht leichter. Gerade bei Verdauungsbeschwerden werden mitunter wichtige Reaktionen des Körpers nicht richtig interpretiert und damit auch ungünstige Kombinationen übersehen.

In einem Wiki fand ich kürzlich die Behauptung, die „Oligosaccharidunverträglichkeit“ werde in Europa noch nicht richtig erkannt und sei doch eine ernst zu nehmende Intoleranz. Von einer „Oligosaccharidunverträglichkeit“ zu sprechen ist ernährungsmedizinisch gesehen unsachlich, wenn der betreffende Stoff von Natur aus schlecht verdaulich ist (z.B. Ballaststoffe, Galaktose, Pentosen, Fruktosane uva). Schlecht oder schwer verdaulich bedeutet, dass ein Lebensmittel bzw. dessen Inhaltsstoff im Dünndarm nicht richtig aufgeschlossen werden kann.

Nach den Regeln der traditionellen Esskultur wurden schwerverdauliche Lebensmittel einer besonderen Behandlung unterzogen, die dem Einzelnen helfen können, um „Kraut & Rüben &Co“ besser zu vertragen.

Küchentechnische Tricks dazu sind:

  • Einweichen über Nacht
  • schälen oder gut zerkleinern
  • Zugabe von Fett oder Gewürzen
  • Ausschneiden des Strunks
  • Verzehr in kleinen Mengen

 

Hier ein Beispiel mit dreifachem Vorteil:
Kraut enthält sog. 3er-Zucker, Raffinosen, für deren Abbau der Mensch nur wenig Enzyme zur Verfügung stellen kann. Um diverse Krautsorten dennoch für die Ernährung nützen zu können, erfand der Mensch das Sauerkraut. Während der Fermentation mit Milchsäurebakterien wird Raffinose abgebaut, Vitamin C gebildet und Zink leichter bioverfügbar! Das ist gut für die Schleimhäute und hilft auch über den Winter.

Sicher können auch mehrere Faktoren zusammenkommen, welche eine Verdauungsschwäche auslösen oder verstärken; dazu wird in der Ernährungsberatung mit hoher Aufmerksamkeit die Symptomkonstellation hinterfragt, um schrittweise ein Besserung zu erreichen. In großen Mengen verzehrt oder durch ungeeignete Zubereitung zu schnell aus dem Magen entlassene Oligosaccharide führen natürlicherweise zu physiologischen Reaktionen wie Wassereinstrom oder erhöhten Drücken (hohe Osmolarität), die vorübergehend Durchfälle und Blähungen auslösen können. Oligosaccharide sind jedoch per se nicht gefährlich, sondern wichtig, denn sie fördern das Wachstum bestimmter Bakterien im Dickdarm, welche die Darmbarrierefunktion stärken. Insbesondere Bifido-Bakterien schützen uns und wehren Krankheitserreger ab. Ein mit echtem 3-Stufen-Sauerteig hergestelltes Roggenbrot ist daher besser verdaulich als ein mit Hefe aufgezogenes Roggenbrot, über Nacht eingeweichte sowie mit etwas Natron statt Salz gekochte Linsen sind verträglicher als im Schnellkochtopf gekochte. Die Ursache für Beschwerden beim Verzehr von Oligosacchariden ist also nicht ein krankhafter Mangel an Verdauungsenzymen, da im Dickdarm keine Verdauung mehr stattfindet, sondern meist unsachgemäße Mengen oder Zubereitung.

Kraut mal auf indische Art zu würzen, mit Curcuma, Fenchelsamen und Bockshornklee dazu etwas Paprika, ist eine ganz neue und interessante Variante. Wenn Symptome zu Krankheiten erklärt werden, dann verlieren wir den Blick für die Ursachenbekämpfung.

Da die Ursachenbekämpfung jedoch viele leckere Zubereitungstricks enthält, möchte ich Sie einladen sich gerne mal zu unseren Kochrunde anzumelden – hier gibt noch viele interessante und schmackhafte Tipps – schreiben Sie mir, auf welche Kochrunde Sie Lust hätten!